Trauer ist wie eine Übergangszeit, in der man sich neu sortieren muss. Eine Person, die einen geliebten Menschen verloren hat, verliert oft auch sich selbst und fühlt sich völlig orientierungslos – sie weiß nicht, wer sie ist, was sie tun soll und wie sie denken soll. Und am liebsten würde sie vor allen Emotionen davonlaufen.
Deine Hilfe kann in dieser schweren Zeit wie ein Anker sein. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie man Trauernden hilft.
Was kannst du tun? Wie kannst du einer trauernden Person helfen?
Deine Gegenwart ist ein großes Geschenk
Wenn ein Mensch trauert, ist eines der wichtigsten Dinge, die du tun kannst, einfach für diese Person da zu sein. Das mag banal klingeln, aber genau das reicht manchmal aus. Alleine deine Anwesenheit ist eine große Unterstützung. Für manche ist dieses „nur da sein“ allerdings gar nicht so einfach. Denn wir Menschen sind es gewohnt, aktiv zu sein. Wir wollen nicht nur zusehen, wir wollen helfen und das Gefühl haben, etwas zu tun.
Die Stille zu ertragen und sich mit schwierigen und dazu fremden Emotionen auseinanderzusetzten, kann eine große Herausforderung sein.
Deine Empathie ist wie Balsam für die Seele
Es geht darum, warmherzig, offen und verständnisvoll zu sein. Das bedeutet, sich in jemanden hineinzuversetzen, der einen Verlust erlitten hat und für ihn da zu sein – durch Fragen, Zuhören, Gespräche, aber auch durch das Aushalten von Momenten der Stille.
Sei konkret und drück dich klar aus
Mach konkrete Vorschläge: „Heute gehen wir spazieren“, „Ich mache heute für dich die Wäsche“ oder „Wir gehen heute zusammen essen“.
Wenn es jemandem psychisch sehr schlecht geht, hilf dabei einen Therapeuten zu finden, oder mach gleich einen Termin aus.
Es sind die kleinen einfachen Gesten, die wirklich zählen, wenn sie von Herzen kommen.
Richte die Aufmerksamkeit auf positive Dinge
Es können Gespräche sein, in denen man sich an die schönen Momente erinnert und dankbar dafür ist, dass man die Zeit mit dem geliebten Menschen verbringen durfte.
Aber wenn Erinnerungen zu schmerzhaft sind, selbst die positiven, dann versuche, die Aufmerksamkeit auf Kleinigkeiten zu lenken. Es können einfache Dinge sein, wie die Freude an der Sonne oder das warme Gefühl beim Teetrinken.
Was dir vielleicht total normal vorkommt, kann für jemanden nach einem Verlust ein Lichtblick sein.
Deine Geduld ist unbezahlbar
In dieser Zeit geht es nicht um dich. Trauer ist ein Prozess und braucht Zeit. Ein Mensch muss sich nach einem Verlust an die neue Situation gewöhnen und sich neu finden. Er hat also sein eigenes Tempo. Gib ihm die Zeit, seine Emotionen in Ruhe zu verarbeiten.
Wenn du den Eindruck hast, die Person kommt alleine nicht klar und ist mit ihrer Situation überfordert, kannst du immer Hilfe von außen anbieten.
Hier schreibe ich über Gefühle: „Weißt du, was du fühlst?“
Und hier, wie ich nach einem Verlust helfen kann: „Mein neues Leben“
Spaziergänge, Massagen oder körperliche Aktivität
Es ist wichtig, sich in der Trauerzeit um seinen Körper zu kümmern. Er übernimmt viel, um den Kopf zu entlasten.
Spazieren gehen, Massagen, Yoga oder allgemein Bewegung – das alles hilft, Anspannungen und Blockaden zu lösen und schwierige Gefühle zu verarbeiten. Außerdem tut es gut, die vier Wände zu verlassen, besonders wenn sich eine Person nach einem Verlust zurückzieht.
Auch der Kontakt mit der Natur während eines Spaziergangs tut der Seele gut.
Sei offen und habe keine Erwartungen
Ich weiß, dass es manchmal schwer auszuhalten ist – man will Gutes tun, schlägt schöne Dinge vor oder ruft an und fragt nach dem Befinden, und bekommt im Gegenzug mürrische Antworten oder hört nur Negatives. Nimm es nicht persönlich. Es liegt nicht an dir. Melde dich nach einiger Zeit wieder und schlage es noch einmal vor.
Was man trauenden Menschen nicht sagen sollte
Denk nach, bevor du redest, und sag nichts, was du selbst nicht hören möchtest.
Wenn du mit einer trauernden Person zusammen bist, sei für sie da und spende Trost. Sei für sie in diesem Moment eine Stütze und vermeide abgedroschene Phrasen.
„Zeit heilt alle Wunden“ – wirklich?
Nicht die Zeit heilt die Wunden, sondern wir selbst. Es liegt in unseren Händen, uns um unsere Gefühle zu kümmern und sie zu transformieren, damit wir nicht leiden und uns besser fühlen.
„Anderen geht es noch viel schlechter“ – ehrlich?
Jeder Verlust ist anders, vergleiche also nicht. Jeder trauert auf seine eigene Art. Die Trauerzeit ist kein Wettbewerb – sei unterstützend und verständnisvoll.
„Reiß dich zusammen“ oder „Du muss stark sein“ – stimmt das?
Es ist normal, sich in schweren Zeiten schwach zu fühlen. Wir sind Menschen und keine Maschinen. Dränge deine Meinung nicht auf. Zwinge niemanden zu etwas, was er nicht kann.
Sei da, aber achte auch auf deine Grenzen
Helfen heißt nicht, sich selbst aufzugeben. Du kannst nur helfen, wenn du die Kraft und die Ressourcen dazu hast. Sei also da, sei empathisch, rede und helfe, die neue Realität zu bewältigen, aber nimm dir auch Zeit, um dich zu erholen. Kurz gesagt: ACHTE AUF DICH. Denn wenn du das nicht machst, hast du bald keine Lust mehr, mit der trauende Person zusammen zu sein, weil es dich einfach überfordert.
Und es gibt noch etwas anderes, worauf ich dich aufmerksam machen möchte: der Umgang mit Menschen, die Grenzerfahrungen erlebt haben, kann deine eigenen emotionalen Triggerpunkte aktivieren – deine Ängste, Emotionen und ungelöste Probleme.
Was kann da so alles hochkommen? Dir wird zum Beispiel bewusst, wie zerbrechlich das Leben ist. Oder wie schnell man das verlieren kann, was einem wichtig ist.
Wenn du dabei eine Unterstützung brauchst, biete ich zu diesem Thema 3 Sitzungen an. Hier kannst du mehr lesen. – „Dankbar für das was ist“